Artists Interview

Post.human? @ Exhibition Lab, 2022.


Wieso sind eure Arbeiten nicht klassisch beschriftet?

Wir wollen die Autor:innenenschaft in den Hintergrund rücken. Wir möchten nicht, dass Gruppierungen der Arbeiten über die Urheber:innenschaft erfolgt. Jedoch gibt es die Möglichkeit über QR-Codes weiterführende Informationen zu den einzelnen Werken zu erhalten.


Fabienne, wie stehen die Brust-Reproduktionen im Aktenschrank zu dem 3D animierten Video von Sam?

Die beiden Arbeiten stehen im Gegensatz zueinander, da die Brust-Modelle in beiden Arbeiten unterschiedliche Intentionen zeigen. Die Brüste im Video werden sexualisiert und – aus klassisch pornografischer Sicht – idealisiert dargestellt. Die Brüste im Schrank hingegen sind aus dem Kontext des Körpers gelöst, mit einer fast schon kühlen Neutralität im Aktenschrank präsentiert und streben dadurch eine Entsexualisierung an.


Tirza, ich sehe in deinem Bild verschiedene Kategorien von lebenden und toten Organismen. Was hat es damit auf sich?

Ich möchte hierbei nicht von Kategorien sprechen. Für mich verkörpern die Organe, wie auch die Pilze und die Pflanzen die Idee des Post Paradies. Sie stellen einerseits das Leben, andererseits den Tod dar. Alles wird und vergeht, und die Grenze dazwischen soll sich auflösen.


Bei den anderen Werken in der Ausstellung scheint der Mensch im Zentrum zu stehen. Wo steht er im Post Paradies?

Im Post Paradies geht es nie spezifisch um den Menschen. Alle Taten gründen in denselben Gefühlen wie Angst, Liebe, Freude und Wut. Sie werden nicht bewertet, weder die Motivation dazu noch deren Auswirkung. Der Mensch ist nicht heilig, aber auch nicht mangelhaft. Vor allem aber steht er nicht über dem Rest der Natur – dies im Wiederspruch zur goldenen Statue von Sam.


Was sagst du dazu Sam?

Die goldene Statue vor dem Post Paradies bricht inhaltlich mit diesem, indem sie den Menschen in den Mittelpunkt stellt – ganz dem anthropozentrischem Ideal verpflichtet. Sie ist der Inbegriff des idealen Menschen, welcher wiederum gegensätzlich zu den von existierenden Personen reproduzierten Brüsten von Fabienne steht. Die Statue steht ausserdem der sich wiegenden Person direkt gegenüber, welche über das eigene Idealgewicht und die Möglichkeit, danach einen Keks zu geniessen, sinnieren kann.


David, gilt in deiner Arbeit der Mensch als mangelhaft?

Ich sehe den Menschen nicht als per se mangelhaft an, aber er birgt das vermeintliche Potential zur Verbesserung. Ein Selbstversuch in Form einer physischen Leistungssteigerung ist in der präsentierten Tabelle protokolliert.


Sam, ist Selbstverbesserung in deiner Arbeit auch ein Thema?

Ich glaube, dass wir bereits in der Kindheit durch Spielwaren wie Barbies und Monster High Puppen mit einem Schönheitsideal konfrontiert werden. Dieses prägt uns und fördert unseren Zwang zur Selbstoptimierung.


David, ist deine Videoarbeit mit den verschiedenen Gesichtern eine Antwort auf Sams Aussage zum Zwang der Selbstoptimierung?

Zwang tönt für mich zu stark und ist mir zu negativ konnotiert. Die Menschen im Video wollen sich sicher alle physisch optimieren – aber sie betreiben zu einem grossen Teil auch ganz offensichtlich profane Lustbefriedigung.


post.human.clash, 2022


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Fabienne Lengweiler
Sam Heller
David Herren
Tirza Matter